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Neuropsychologie - Stress & Angst

Stress ist ein allgegenwärtiges Thema in unserer modernen Gesellschaft. Schneller, besser, mehr und mehr. Da ist es kein Wunder, dass wir irgendwann mal gestresst sind. Je nach Ausmass und Art von Stress kann dies grosse Auswirkungen auf unser körperliches Wohlbefinden und unsere psychische Gesundheit haben. 


Stress ist eine natürliche Reaktion des Körpers auf Herausforderungen oder Bedrohungen. Er entsteht, wenn unsere Erwartungen nicht mit der Realität übereinstimmen. In der Wissenschaft wird zwischen Eustress (positivem Stress) und Distress (negativem Stress) unterschieden. Eustress kann motivierend wirken und uns dazu anspornen, schwierige Aufgaben zu meistern. Distress hingegen entsteht, wenn die Anforderungen zu hoch sind oder zu lange anhalten. Das führt oft zu Überforderung, Ärger, Angst oder auch zu überwältigender Traurigkeit und beeinträchtigt unsere Gesundheit. 


Die am häufigsten genannten Ursachen für Stress in unserer modernen Welt sind u.a. berufliche und persönliche Herausforderungen, gesellschaftliche Erwartungen oder gesundheitliche Probleme.  


Kurzfristiger Stress führt zu einer erhöhten Ausschüttung von Adrenalin, Kortisol und Dyphorminen. Das versetzt den Körper in Alarmbereitschaft. Das Herz schlägt schneller, der Blutdruck steigt, und die Atmung wird schneller. 


Gemäss einer Studie von Andras Bilkei-Gorzo, Susanne Erk, Britta Schurmann, Daniela Mauer, Kerstin Michel, Henning Boecker, Lukas Scheef, Henrik Walter und Andreas Zimmer von der Universität Bonn werden im Gehirn die Amygdala, der Präfrontale Kortex und der Hippocampus aktiviert. Mit jeder Stresssituation erlernen wir unbewusst innerhalb von Millisekunden neue Bewältigungsstrategien. Diese können je nach Kontext hindernd für die nächste Stresssituation sein. Alle nicht mit der Stresssituation verbundenen Erinnerungen werden nämlich blockiert. Das Verlernen dieser hemmenden Autopilot-Reaktion kann im Umkehrschluss nur in Kommunikation aller drei Gehirn-Regionen zusammen passieren. 


Auch die Studie von Mélissa Chauret, Sabrina Suffren, Daniel S. Pine, Marouane Nassim, Dave Saint-Amour und Françoise S. Maheu mit Jugendlichen zeigt ein sozial erlerntes Angstverhalten. Gewisse Gehirnregionen wie z.B. die linke Amygdala sind bei ängstlichen Jugendlichen kleiner ist diejenigen der Kontrollgruppen. Das scheint darauf hin zu deuten, dass sich auch die Gehirnstruktur beim Angst-Erlernen verändert. 

Die Forscher weisen auch darauf hin, dass das Verlernen von Angstverhalten einiges länger dauert und komplexer ist als das Erlernen. 


Evolutionstechnisch ist diese natürliche Reaktion des Körpers für uns sogar überlebenswichtig. Wie würde es dir zum Beispiel gehen, wenn du einem Säbelzahntiger begegnest? Anstelle von Säbelzahntigern haben wir heute toxische Menschen, schnell heranfahrende Autos, die Gefahr vom Jobverlust, ständige Veränderung etc. Der kurzfristige Stress hilft dir also, deine Herausforderungen fokussierter und energiegeladener zu bewältigen. 


Langfristiger Stress kann jedoch schwerwiegende gesundheitliche Probleme verursachen; z.B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Immunschwäche, Verdauungsprobleme bis zu Krebs. Auch die psychischen Auswirkungen von Stress sind nicht zu unterschätzen; z.B. Angstzustände und Depressionen, Burnout-Syndrom, Kognitive Beeinträchtigungen bis hin zu Demenz.


Bei Dauerstress gehen nämlich die wertvollen Verbindungen zwischen den drei Gehirnregionen verloren und wir sind nicht mehr in der Lage “klar zu denken”.  Unsere Wahrnehmung ist die ganze Zeit eingeschränkt und auf den Stress/Angst-Auslöser fokussiert.


Die Symptome von chronischem Stress kommen oft schleichend und unbemerkt. Wir sagen uns vielleicht, “Nur noch ein wenig durchhalten…”. Oder aber wir haben uns einen dafür hinderlichen Glaubenssatz jahrelang antrainiert; z.B. “Ich muss stark/perfekt sein.” oder “Ich bin nicht genug.” 


Wir schenken den sogar klar sichtbaren Symptomen oft keine Aufmerksamkeit und sagen uns selber und anderen; “Ich habe nie Zeit.” oder “Ich bin immer total busy.” Das kann über eine gewisse Zeit gut gehen. Irgendwann wird der Körper aber seine Grenzen ganz klar zeigen und das kann langfristige gesundheitliche Folgen haben. Daher ist es wichtig, auf deinen Körper zu hören und rechtzeitig etwas dafür zu tun. 


Das hat nicht nur auf persönlicher Ebene Konsequenzen. Mit dem Verlust der Arbeitsmotivation sinkt auch die Produktivität in Unternehmen massiv und die Gesundheitskosten steigen. Eine Umfrage des Bundesamtes für Statistik Schweiz aus dem Jahr 2022 zeigt, dass rund 1/5 der Arbeitnehmer zunehmend Stress bei der Arbeit haben. Dies ist auch bei 46.6% der Grund für die Krankschreibungen (Statistik Workmed 2022). 

Stress kostet uns also nicht nur unser Glück und unsere Gesundheit, sondern auch viel Geld. Trotzdem ist er ein unvermeidlicher Teil des Lebens. Er muss aber nicht zwangsläufig negative Auswirkungen haben. Wir haben bereits zwei automatisierte Stresshelfer zur Verfügung. Unser Körper nutzt diese ganz unbewusst für uns; Weinen und Lachen reduzieren Stress nachweislich. 


Wäre es nicht wunderbar, wenn du Bewältigungstechniken parat hättest, die du in Stresssituationen ganz bewusst abrufen kannst? Ja, du kannst Stress gezielt als Kraftquelle nutzen, um deine Herausforderungen besser zu meistern und persönlich zu wachsen.   


Du bist dem Stress nicht macht- und hilflos ausgeliefert, auch wenn es sich manchmal so anfühlt. Wenn du dich bereits sehr oft so fühlst, ist es übrigens höchste Zeit, etwas dafür zu tun. Du trägst deine Lösungen bereits in dir und kannst den Stress kontrollieren. Es startet mit deinem Willen, ein nachhaltig gesundes und erfülltes Leben zu wählen.     


Lass uns also deine persönliche Strategie erarbeiten. 


♡ Grüsse, Sandra Kolb

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